Eine Schulstunde für die Tafel
Sammelaktion vor Supermärkten beschert Tafelläden dringend gebrauchte Waren
Wie soll man sich verhalten? Einfach dastehen, die selbst gebastelten Plakate hochhalten und hoffen, dass die Leute sie lesen und Lebensmittel in die aufgestellten Kisten legen?
Majlinda, eine Schülerin der Klasse 11 (J1) des Zabergäu-Gymnasiums, ist beherzt und spricht die Vorbeigehenden an. Es ist ein Freitagmorgen und der Rewe-Markt ist gut besucht. Sie bittet um eine Spende: haltbare Lebensmittel oder Hygieneartikel wie Seife, Zahnpasta, Haarshampoo für die Tafel.
Die meisten Leute sind freundlich, legen Mehl, Nudeln oder Zucker in die Kisten. Heike Standtke lobt Majlinda und ihre Klassenkameradinnen Alina und Selin: „Ich finde es toll, was ihr macht.“ Zur Belohnung drückt sie den Mädchen ein Paket Süßigkeiten in die Hand. „Für euch!“
Nicht alle Passanten sind jedoch so nett. Sie machen unschöne Bemerkungen, was für einige Momente bei den Schülerinnen für Hemmungen sorgt, weiterhin die Leute anzusprechen. Aber die gehen zum Glück schnell vorüber.
Vielen Leuten fällt es leichter, Geld zu geben – wofür Anna und Xhenete am Ende im Supermarkt einkaufen gehen.
Im Ethikkurs bei Lehrer Jörg Zobel haben die Schüler über die Geflüchteten aus der Ukraine gesprochen, an die sie bei der Sammelaktion in erster Linie gedacht haben, und über die Situation der Tafel. Aber natürlich wird dort nicht nach Herkunft der Kunden unterschieden. Was zählt, ist die Bedürftigkeit.
Vor Aldi stehen Paywand und Samir. Ihre Kisten quellen schon fast über. Einige Kunden laden einen halben Einkaufswagen voller Waren ab, auch „Luxusgüter“ wie Schokolade, Sonnenblumenöl oder feine Konserven. Selbst eine geflüchtete Frau aus Eritrea bringt etwas vorbei. Die beiden Jungs brauchen nur zu lächeln und „Danke!“ zu sagen.
Auch hier wird viel Geld gespendet, mit dem Leo und Letizia-Fabiana einkaufen. Und auch hier gibt es Süßigkeiten für die Schüler.
Niels Wittmershaus beginnt ein Gespräch mit den Jungs, lobt die Lehrer für die gute Aktion und hat gleich noch Vorschläge, wie man die Sammelaktion ausweiten könnte.
Emma, Eleonora, Lilli und Janine haben erfolgreich vor Edeka gesammelt. Da am Ende nicht alles ins Lehrerauto passt, bringen sie zwei Kisten zu Fuß zur Schule.
In der Woche zuvor hat der Kurs Katholische Religion von Verbindungslehrerin Susanne Pitz, die die Aktion initiiert hat, gesammelt. Am 24.6. wird der Kurs Evangelische Religion von Corinna Hiller vor den Supermärkten stehen.
Einer, der sehr glücklich über die gelungene Aktion ist, ist Michael Marek, der neue Geschäftsführer der Diakonischen Bezirksstelle Brackenheim. „Das ist sehr, sehr viel, was die Schüler gesammelt haben.“ Mit so viel habe er gar nicht gerechnet. Die Spenden füllten ein halbes Tafelmobil. Ihm habe auch die Betroffenheit der Schüler imponiert und der Mut, Menschen anzusprechen und um Spenden zu bitten.
Dankbar ist er auch den Supermärkten, die als Partner der Tafeln das Sammeln zulassen – was keine Selbstverständlichkeit ist. Und schließlich ist er auch der Cassis-Manufaktur von Heiko Danner dankbar, die 30 Kisten edelster Marmelade gespendet hat. „Diese Qualität bekommen unsere Kunden normalerweise nicht.“
In Lauffen, Brackenheim und Güglingen hat sich die Anzahl der Kunden verdoppelt. Was die Schüler gesammelt haben, wird in den drei Orten ausgegeben. Nur von der großen Menge Marmelade geht ein Teil an die zentrale Tafel nach Heilbronn. „Die geben auch uns Ware ab.“ el